Was in deiner Macht steht

Blogbeitrag Unternehmensführung

In vielen Unternehmen, in denen ich gearbeitet habe, als Coach und als Management-Trainer, ging es, was mich erstaunt hat, in erster Linie nicht ums Geld, sondern um Macht. Erstaunt, weil in Unternehmensberichten nur das Geld erwähnt wird.

Geborgte Macht?

Ein ehemaliger bayerischer Ministerpräsident, der wie in Bayern nicht unüblich, in einer „Königsmeuchel-Manier“ abgesetzt wurde, sagte etliche Jahre später, mit viel Wehmut in der Stimme: „Das, was mir am meisten fehlt, ist die aktive Gestaltungmöglichkeit.“

Ich LIEBE es, wenn Entmachtete ihrer entgangenen Macht mit soviel Wortschöpfungskreativität nachweinen. Damals, das war ein erstaunliches Interview. Ich dachte mir, merkt der das nicht? Ist der so drin in dieser Machtverliebtheit, dass es das nicht mitbekommt, wie sich das für uns, dem Souverän, anhört?

Das scheint mir das große Dilemma mit „geborgter“ Macht zu sein, wie das ja (eigentlich) in einer Demokratie der Fall ist. Die daran Interessierten haben offensichtlich nicht das Gefühl, dass ihre Macht nur vermacht ist.

Nur alles Ego?

Ehrlich gesagt habe ich Macht als anstrebenswert nie verstanden. Sie ist mir viel zu abstrakt. Im eigenen Wald kann man spazieren gehen (aber hier in Deutschland braucht man dafür gar keinen Grundbucheintrag, kann man auch in „fremden“ Wäldern), Essen ist (hoffentlich) ein Sinnesgenuss, wenigstens das. Sex, wenn du dich nicht so ungeschickt anstellst und dabei unbeabsichtigte Kinder zeugst, ist ein Vergnügen der Sinne. Vieles, was man direkt erleben kann, sinnlich, körperlich, kann ich nachvollziehen.
Aber Macht? Andere nach der eigenen Pfeife tanzen lassen? So viel Ego? Ich finde das eher peinlich

Macht und, unweigerlich Entmachtung: eine Geschichte

Ich habe ja, wie oben erwähnt, die Spitzenkräfte der deutschen/schweizerischen Wirtschaft beraten, neudeutsch: gecoacht (was für ein Wort!). Kann mich an einen Vorstand aus dem damals größten Technologie-Unternehmen Deutschlands erinnern. Er hatte großen Einfluss und wenn er die Unternehmenszentrale betrat, dann standen alle Spalier: Grüß Gott, Herr…! Einen Guten Tag, Herr… Ihr Meeting, Herr…, alles mit leicht unterwürfiger Haltung. Habe das ja mehrmals erlebt und hatte leichte Erbrechensgefühle (wieso war ihm das nicht sehr, sehr peinlich?!). Er war der Kapitän, der Lenker, der (s.o.) Gestalter. 

Dann wurde er 61, in diesem Unternehmen, wie in vielen sicherlich immer noch, das altersmäßige Ende der Fahnenstange. Verabschiedung, Krokodils- und echte Tränen, Anstoßen, fertig.

Dann kam er am nächsten Tag in die Firma – OMG, kein Katzbuckeln, kein schnelles Parallel-Laufen der Sekretärinnen, niemand sprang mehr auf und stand bereit.

Er war am Boden zerstört. Er war doch gestern noch Vorstand, der CHEF von all denen da gewesen! Was sollte das?

Was er aber nicht mitbekam, so lange er die Macht noch „hatte“: Macht macht einsam. Putins langer Tisch sei allen „Machtmenschen“ eine Warnung! 😊😊😊

Ich fand das soooo witzig, wer möchte sich schon der Macht verschreiben? Denn, wie ein indisches Sprichwort sagt: „Vom Gipfel führen alle Wege nur nach unten.“

Wie geht es dir mit der Macht? (Keine Klickbait-Frage, mich interessieren auch andere, mir vielleicht widersprechende Meinungen/Erfahrungen)

Autor: Uwe Franz, kann man ein glückliches Leben führen, ohne Leid. Und wenn ja, wie geht das?