Vom Organismus zum Immobilien-Büro

Blogbeitrag Unternehmesführung

Wenn ein Unternehmen als groß bezeichnet wird, findet eine Mutation auf der Führungsebene statt: Die Vorstandsebene (oder wie man dann diese Gruppe von Menschen nennen mag) migriert aus ihrem angestammten Beruf, Führung und Motivation der Mitarbeitenden und der Fürsorge für sie, in den Immobilienmakler-Stand.

Alles kein Problem. In großen Unternehmen geht es um den Zuwachs des Unternehmenswertes. Wie bei einer Immobilie kann man dabei den Wert der eigenen Immobilie steigern, in dem man wertmindernde Teile abstößt und versucht, wertsteigernde Teile hinzukaufen. Wertzuwachs, darum geht es.
Auf der Ebene darunter allerdings befindet sich ein lebendiger, fühlender, arbeitender Organismus. Dieser Organismus erzeugt die Werte, mit denen dann die Chefs jonglieren und „spielen“. Und wie vermutlich allen meinen Leser:innen klar ist, gelten für einen derartigen Organismus andere Gesetzmäßigkeiten als für Immobilien.
 
Was soll das Ganze, mögt ihr euch fragen. Ich habe in meinem Berufsleben mehrere Merger begleiten dürfen. Am mutigsten dabei fand ich es immer, wenn ein Unternehmen ein Konkurrenzunternehmen gekauft hat. Als Immobilie klar ein Wertzuwachs, aber völlig unmöglich auf der organischen Seite. Die zweite Führungsebene der beiden Unternehmen kam nie miteinander aus. Das hat nie funktioniert. 
Eben deshalb. Auf der Organismus-Seite standen diese Menschen meist in heftiger Konkurrenz mit dem anderen Unternehmen. Was für ein Tiefschlag für die Egos der „übernommenen“ Führungskräfte das immer war! Mir taten diese Menschen in der Seele leid. Viele waren schon lange im Unternehmen gewesen, hatten sich auf ein „Feindbild“ eingeschossen, und dann sollte man plötzlich einen auf Kooperation machen. 

Die Leiden der übernommenen Egos


Besonders ist mir ein Seminar mit zwei Schweizer Banken in Erinnerung, wo eine Filiale die andere übernommen hat. Natürlich, unternehmerisch, also auf der „Immobilien“-Seite, eine gute, sinnvolle Entscheidung. Aber die beiden Filialen standen in bitterer Konkurrenz miteinander! Die anwesenden Führungskräfte konnten sich kaum in die Augen schauen, setzten sich kein einziges Mal mit den Führungskräften des anderen Unternehmens an einen Tisch. 
Die (schreckliche) einfache Lösung: Die gesamte zweite Führungsebene (auf der Verwaltungsratsebene verstand man sich gut!) der übernommenen Filiale musste entlassen werden. Das war mein Vorschlag, über den mein Auftraggeber (von der übernehmenden Bank) entsetzt war. „Aber, Herr Franz, das sind ja 20 Leute, die schon seit vielen Jahren in dieser (er meinte, die andere) Bank arbeiten.“ „Sie werden, vielleicht nicht alle, aber die Meisten, den finanziellen Erfolg Ihres Mergers torpedieren.“ Sagte ich.
 
„Aber was ist falsch gelaufen, was hätte ich anders machen können?“ fragte er. „Warum haben Sie nicht eine Kooperation versucht, sich einander angenähert, gemeinsame Projekte diskutiert und angestoßen?“ „Aber, das war die beste, vernünftige Lösung, damit diese Bank auch in Zukunft finanziell gut dasteht.“ 
 
Der Mann hatte schon recht, wenn man das Unternehmen als Immobilie betrachtet. Aber wenn man auf der zweiten Ebene Unternehmen wie befeindete Armeen in einen (meist erbitterten) Konkurrenzkampf schickt, dann können Merger nie wirklich funktionieren. Siehe Daimler-Chrysler, etc. Daher: Kooperation sind das Zauberwort, nicht Übernahme. 

Kooperation ist immer besser



„Aber was ist falsch gelaufen, was hätte ich anders machen können?“ fragte er. „Warum haben Sie nicht eine Kooperation versucht, sich einander angenähert, gemeinsame Projekte diskutiert und angestoßen?“ „Aber, das war die beste, vernünftige Lösung, damit diese Bank auch in Zukunft finanziell gut dasteht.“ 
 
Der Mann hatte schon recht, wenn man das Unternehmen als Immobilie betrachtet. Aber wenn man auf der zweiten Ebene Unternehmen wie befeindete Armeen in einen (meist erbitterten) Konkurrenzkampf schickt, dann können Merger nie wirklich funktionieren. Siehe Daimler-Chrysler, etc. etc. 
Daher: Kooperation ist das Zauberwort, nicht Übernahme. 
Autor: Uwe Franz, kann man ein glückliches Leben führen, ohne Leid. Und wenn ja, wie geht das?